Es war schon irgendwie eine schwer zu beschreibene Stimmung nach dem Abpfiff. Niemand auf Bocketer Seite wusste so recht, wie er die letzten 90 Minuten einordnen sollte. Auf der einen Seite hatte die Mannschaft fast über die gesamte Spielzeit einen äußerst ansehnlichen Fussball gezeigt und den Gegner quasi über weite Strecken an die Wand gespielt, auf der anderen Seite stand am Ende nur ein 3:3 Unentschieden zu Buche. Die meisten der Beteiligten stellten sich folgerichtig die Frage, wie das denn passieren konnte. Spontane Antworten hatte auf dem Sportplatz so kurz nach dem Spiel aber niemand.
Nach den guten Leistungen der vergangenen Wochen waren die Bocketer mit breiter Brust ins Heimspiel gegangen. Trainer Nico Herzog hatte vorher auch eine klare Marschroute ausgegeben. Er wollte einen deutlichen Sieg seiner Mannschaft sehen. „In den letzten Wochen hat die Mannschaft immer mehr gezeigt, welches Potential in ihr steckt. Den Trend wollten wir gegen Oberbruch fortsetzen“, war Herzog vor dem Spiel sehr guter Dinge.
Mit Beginn des Spiels nahm seine Elf auch sofort das Heft in die Hand und wollte keinen Zweifel daran lassen, dass die drei Punkte in Waldfeucht bleiben. Mit hohem Tempo im Spielaufbau und sauberen Kombinationen setzten die Bocketer den Gegner sofort und permanent unter Druck. Oberbruch zeigte sich durchaus beeindruckt und kam nur selten einmal gefährlich in Richtung Bocketer Tor. Das lag aber nicht zuletzt auch daran, dass die Hausherren auch gegen den Ball sehr stark und aggressiv arbeiteten und die Mehrzahl der Zweikämpfe für sich entschieden.
„Fussballerisch war es eines der besten Spiele, das wir in dieser Saison gezeigt haben“, war auch Kapitän Dirk Vraetz von seiner Mannschaft begeistert.
Im Spiel nach vorne fielen besonders die sehenswerten Kombinationen auf den Aussenbahnen ins Auge. Die neuformierte „Flügelzange“ mit Heiner Beulen auf der linken und Edi Kocak auf der rechten Seite brachten immer wieder gefährliche Bälle vors Oberbrucher Tor und setzten die Stürmer gut in Szene. Denen sollte das Glück im Abschluss aber lange Zeit verwehrt bleiben, denn sie ließen mit unter mehrere sehr gute Möglichkeiten aus.
Die Mannschaft ließ sich dadurch aber nicht beeindrucken und hielt das Tempo weiter hoch. In der 42. Minute sollte die Mannschaft dann für ihren erneut hohen Aufwand belohnt werden. Eine scharf hereingetretene Ecke von Edi Kocak verwertete Tobias Vraetz per Kopf am langen Pfosten zum überfälligen 1:0.
Nur zwei Minuten später sollten die Gäste dann Grund zum Jubeln haben. Wie aus dem Nichts kam Oberbruch zum Ausgleich (44.). Nach einem zu hektisch ausgeführten Freistoß in der eigenen Hälfte und dem darauffolgenden Ballverlust im Mittelfeld kam eine weite Flanke auf den zweiten Pfosten, wo 2 Oberbrucher Spieler völlig frei standen und Christian Heuter unbedrängt zum 1:1 einschießen konnte. „Bei dem Spielstand und in der Situation darf ich den Freistoß nicht so schnell ausführen, sondern muss warten, bis sich meine Mannschaft wieder gestellt hat“, nahm Abwehrspieler Phillip Kamke auch eine Teilschuld auf seine Kappe.
Nach einer kurzen und präzisen Kabinenansprache wollte die Herzog-Elf in der zweiten Halbzeit dann unbedingt den Sieg, was gleich in den ersten Minuten deutlich wurde. Die mehrfach gut herausgespielten Chancen vereitelte meistens aber der gut aufgelegte Oberbrucher Keeper.
In der 57. Minute sollte der Spielverlauf dann komplett auf den Kopf gestellt werden. Nach einem erneuten individuellen Fehler in der Bocketer Hintermannschaft kam Oberbruch wieder völlig frei zum Flanken und fand in Kai Drews einen dankbaren Abnehmer.
Besonders beeindruckt schienen die Bocketer aber nicht zu sein, denn schon 10 Minuten später sollten sie wieder Grund zum Jubeln haben. Phillip Kamke hatte sich den Ball auf der linken Seite zurecht gelegt und Tobias Vraetz am langen Pfosten gesehen. Ganz uneigennützig legte er nochmal quer auf Sturmpartner Dirk Vraetz, der keine Mühe mehr hatte, das Leder zum 2:2 Ausgleich einzuschieben.
Nach dem Tor spielten die Hausherren klar auf Sieg und erhöhten abermals den Druck. In der 80. Minute sollte sich der Einsatz lohnen. Nach einer erneut starken Ecke brachte der eingewechselte Alex Küsters den Ball artistisch zurück in den 5-Meterraum, wo Abwehrspieler Sven Hilgers aus kurzer Distanz einschieben konnte.
Waldfeucht-Bocket sah zu dieser Zeit wie der sichere Sieger aus. Oberbruch wirkte platt und hatte kaum noch etwas zuzusetzen. Lediglich in der 90. Minute kamen sie noch einmal vors Bocketer Tor. Marcel Holterbosch tauchte plötzlich völlig frei am langen Pfosten auf und schoss zum äußerst schmeichelhaften 3:3 Endstand ein.
„Wenn man sieht, was wir heute investiert haben und wie gut wir Fussball gespielt haben, ist es doppelt bitter, dass wir nicht mit drei Punkten belohnt worden sind. Trotzdem müssen wir weiter hart arbeiten, irgendwann werden wir für unser gutes Spiel und den hohen Einsatz belohnt“, zeigte sich Nico Herzog enttäuscht und kämperisch gleichermaßen mit Blick auf die kommenden Aufgaben vor der Winterpause.
Am kommenden Sonntag steht die Auswärtspartie beim SV Golkrath an. Dort wollen die Bocketer dann mit einem Dreier ganz oben in der Tabelle angreifen.
Aufstellung SV Waldfeucht-Bocket: Mobers, Hilgers, Kamke, Milosch (65. Peschel), Heynen (75. Küsters) – Zillgens, Beulen, Kocak, Perbaums (87. Dias) – D. Vraetz, T. Vraetz